Organisationen sind Prozess und kein Ding. Es geht nicht darum, was Organisationen sind oder sein sollten, sondern darum, wie sie sich organisieren. Der Fokus liegt darauf, den Prozess des Organisierens zu verstehen und gezielt zu beeinflussen. Dabei wird nicht nur auf Veränderungen, sondern auch auf die Fähigkeit von Organisationen geschaut, sowohl funktionale als auch dysfunktionale Strukturen über längere Zeit aufrechtzuerhalten. Diese Betrachtung von Funktionalitäten hilft, Stabilität und Wandel als gleichwertig anzusehen.
Organisationen sind vor allem Kommunikation. Sie sind soziale Systeme, die kommunikative Muster entwickeln, welche von den Menschen in der Organisation getragen, aber nicht vollständig kontrolliert werden können. Organisationen entwickeln ein Eigenleben, das davon geprägt ist, dass ständig Entscheidungen getroffen, kommuniziert und stabilisiert werden müssen. Entscheidungen sind dabei keine individuellen Akte, sondern immer Teil eines kommunikativen Prozesses. Mitglieder (so werden nun mal Menschen bezeichnet, wenn sie in Organisationen eintreten) von Organisationen sind daher darauf angewiesen, wie ihre Mitteilungen verstanden und aufgenommen werden, da Entscheidungen in Organisationen immer ein sozialer und kommunikativer Akt sind.
Darüber hinaus schaffen Organisationen durch Entscheidungen stabile Muster, indem sie Komplexität reduzieren. Sie entscheiden über „dies und nicht das“, „so und nicht anders“, „hier und nicht dort“. Auf diese Weise schaffen Organisationen für eine gewisse Zeit und für bestimmte Mitglieder Sicherheit in Bezug auf spezifische Fragestellungen. Organisationen bestehen daher aus der ständigen Kommunikation über Entscheidungen, die wiederum die Basis für weitere Entscheidungen bilden.
Organisationen sind auch zeitlich und paradox. Jede Entscheidung in einer Organisation ist nie vollständig richtig oder frei von Nebenwirkungen. Organisationen müssen kontinuierlich mit den unerwünschten, ungeplanten und unerwarteten Folgen ihrer Entscheidungen umgehen. Deshalb ist es essenziell, neben der sachlichen und sozialen Dimension auch die Zeitdimension in Betracht zu ziehen. Paradoxien können nur im Lauf der Zeit bearbeitet werden. Es erfordert ein Verständnis von Zeit, das über die simple Vorstellung eines linearen Zeitverlaufs hinausgeht. Entscheidungen in Organisationen lassen sich nicht einfach in „richtig“ oder „falsch“ einteilen, sondern müssen in ihrem Kontext betrachtet werden.
Mehr zu Organisationen verstehen und beraten im Buch «Entscheidungen ohne Grund» von Klaus Eidenschink und Ulrich Merkes.
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